Leseprobe “Ärger im Paradies”

13. Ärger im Paradies – zwischen Elefanten und Pavianen

Simbabwes Landschaften sind einmalig. Wenn man z.B. im Matopos Nationalpark auf einem Hügel steht, dann liegt einem die Welt zu Füßen. Runde Granitfelsen stapeln sich vorsichtig balancierend übereinander, dazwischen dehnen sich “Walrücken” (lange, monolithartige Felsen, ähnlich Ayers Rock) über die Landschaft. Wenn man genauer hinschaut, dann sieht man zwischen den Felsen kleine Rundhütten, Felder und Tierweiden. In den Felsvorsprüngen und Höhlen findet man noch jahrtausendealte Felsmalereien der San-Buschmänner, die dort bis zur Ankunft der Bantu Stämme friedlich lebten. Im Norden fließt der mächtige Zambezi durch das Land, nachdem er über die Klippen der Viktoriafälle in einen 100m tiefen Abgrund gestürzt ist. An seinen Ufern tummeln sich wilde Tiere in unzähligen Nationalparks, der Stausee Kariba ist ein Paradies für Krokodile, Flusspferde und den berüchtigten Tigerfish.  Das ganze Land liegt auf einem Hochplateau und demzufolge ist das Klima recht angenehm, die Erde fruchtbar und die ganze Umgebung oftmals dramatisch.

Die Wirtschaft ist am Boden, die Regierung hochkorrupt und fast alle weißen Farmer wurden brutal enteignet und aus dem Land gejagt. Vom einstigen Reichtum Zimbabwes sind nur die Überreste aus den 80er Jahren zu sehen, ansonsten viele verfallene Häuser, verlassene Geschäfte und überwucherte Felder und Farmen. Und trotzdem lieben wir dieses Land, wann immer wir in Afrika sind, lassen wir Simbabwe nie aus, haben dort gute Freunde gefunden und viele Abenteuer erlebt.

Jedes Jahr erkunden wir ein Stückchen mehr von dem , was das Land zu bieten hat – und dieses Jahr sollte es endlich der Gonarezhou Nationalpark im Südosten des Landes sein. Bekannt für seine recht aggressiven Elefanten und faszinierenden Landschaften. Unser Bus rollte friedlich entlang der Nebenstraße durch die beeindruckenden Inselsberge aus Granit, vorbei an kleinen Dörfchen und Feldern. Irgendwann wurde das Gras auf beiden Seiten der Straße so hoch, dass wir nichts anderes mehr sehen konnten – es handelte sich um Zuckerrohr. Ein paar Kilometer weiter sahen wir ihn kommen – den Abzweig zum Nationalpark. Und kaum hatten wir unsere schwer erarbeiteten Dollar bezahlt, rüttelten und schüttelten wir über die Buschpfade durch die Landschaft in Richtung Fluss. Dort irgendwo sollte wohl unser Camp sein. Laut Ranger waren exakt “0” Leute im Park, also hatten wir freie Wahl. Er hatte uns ebenfalls empfohlen, schon hier, unweit des Parkeinganges den Fluss zu überqueren, da die Furt flacher war, ich winkte mit meiner Hand großschnauzig ab, “Pah! Das schaffen wir schon! Wir queren den Fluss in der Nähe des Camps!” Andrea schaute skeptisch, “Spannend, was?” und meinte, sie würde doch lieber auch die Furt hier oben nehmen. Ich verwies auf das Abenteuer, meine Augen leuchteten und so waren wir losgefahren. Auf dem Weg kamen wir ein paar Steilhänge hinauf, Wahnsinnsausblicke erwarteten uns, und hier und da jagte uns eine Elefantenherde hinterher, wir schwitzten dann vor Aufregung, denn am Hang war es nicht so leicht, einer wütenden Elefantenkuh zu entkommen. Die schienen wohl wirklich etwas grimmig und nervös zu sein. Normalerweise kennen wir so etwas von einsamen Bullen, Kühe waren bisher immer recht lieb zu uns. Hier war es anders. Ok, also würden wir uns von Herden mit Jungen fernhalten. Vor uns tauchte der Fluss auf. Wie ein blaues, glitzerndes Band schlängelte er sich durch die Landschaft, im Hintergrund konnten wir Chilojo Cliffs ausmachen, herrliche Sandsteinklippen, in orange-weiß gestreift. Der Ausblick war echt atemberaubend. Selbst unser T3 stotterte einmal kurz, aber das lag wahrscheinlich nicht an der Aufregung, sondern eher an der Zündung, die ich mal wieder einstellen musste.

Der Fluss hieß Runde River und war ca. 150 m breit, zu beiden Seiten weite Sandstrände, und eine Böschung, die dann in den Busch auslief. Der Weg lief direkt auf das Wasser zu, den Hang hinunter, verschwand im Fluss und kam dann irgendwo auf der anderen Seite wieder hinaus. Andrea klammerte sich am Armaturenbrett fest, verleierte die Augen und ihr Blick sagte ganz klar und deutlich “Ich hab es dir gesagt, wir hätten oben am Parkeingang durchfahren sollen!” Aber meine Augen leuchteten, ein großes Grinsen im Gesicht, die Abenteuerlust hatte mich gepackt und selbst der Bus scharrte ungeduldig mit den Reifen (oder hatte ich mir das nur eingebildet?). Der Rest der Besatzung schaute mich misstrauisch an, manche hatten ein gezwungenes Lächeln im Gesicht, andere hielten ihre Kamera bereit. Anhand der verschiedenen Sichtweisen von Andrea und mir kann man, glaube ich, deutlich erkennen, warum Frauen länger leben als Männer…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.